Lokale partizipative Kulturarbeit in ländlichen Räumen als zentraler Hebel für Zusammenhalt, regionale Entwicklung und Transformationsfähigkeit

Samo Darian (Kulturstiftung des Bundes, Programmleitung TRAFO und Aller.Land)

Der Posaunenchor, in dem sowohl der Großvater als auch die Enkelin mitspielen, das Dorffest, an dem das halbe Dorf mitwirkt – das sind bedeutsame Gelegenheiten und Orte, wo sich Menschen verschiedener Generationen und Hintergründe im Alltag treffen, und die sie direkt oder indirekt zu Engagement für ihr lokales Umfeld anregen. Es finden sich hierfür unzählige Beispiele. Doch: an vielen Orten gibt es sie immer weniger. Vereine verlieren ihre ursprüngliche Bindekraft. Auch Orte der Begegnung werden weniger.

Die zentrale Frage lautet daher: Was kann Ersatz schaffen für die Leerstellen, die entstehen, wenn der Musikverein, das Vereinsheim, das Dorfgasthaus oder die Kirche an Bedeutung im Alltag von Menschen verlieren? Im besten Fall werden diese Leerstellen neu und positiv besetzt, doch bei weitem nicht immer.

Aufbauend auf den Erfahrungen aus einem abgeschlossenen sowie einem laufenden, jeweils sehr umfangreichen Förderprogramm in einer Vielzahl ländlicher Räume bundesweit geht der Vortrag auf die Bedeutung von Prozessförderung, sektorübergreifenden Ansätzen und Beteiligungsorientierung für die regionale Kulturarbeit ein. Zwei Thesen werden darin präsentiert und zur Diskussion gestellt:

• These 1: Kultur und Kulturförderung in ländlichen Räumen zielen im Kern auf soziale Teilhabe und Demokratie – unter der Voraussetzung, dass die Kulturarbeit lokal gestaltet wird und zum Ziel hat, viele und verschiedene Menschen zu beteiligen.

• These 2: Partizipation sollte lokal neu gedacht werden – als Chance für ein neues Verhältnis zwischen Kommunen und den Bürgerinnen und Bürgern.