Der Virologe Christian Drosten ist nur das jüngste Beispiel für eine besondere Wissenschaftlerpersönlichkeit: Er ist nicht nur Spitzenwissenschaftler und hat Deutschland in der Corona-Pandemie herausragende Dienste geleistet; er ist in der Öffentlichkeit außerdem zu einem "celebrity scientist", einer Art Popstar der Wissenschaft, geworden: Christian Drosten hatte einen Fanclub, es wurden Kaffeetassen mit seinem Konterfei verkauft, und auf Basis eines Tweets („Ich habe Besseres zu tun“) wurde ein Popsong komponiert. Anfeindungen gehörten freilich ebenso zu den Reaktionen auf seine Popularität.
Solche "Stars" ihrer Disziplinen spielen in der Gesellschaft eine besondere Rolle, die weit über ihre wissenschaftlichen Leistungen hinausgeht: Sie adressieren die ganz großen Themen, die eine Gesellschaft bewegen, wie Religion, Philosophie, Kultur, Kindererziehung usw. Sie sind in der Lage, der Öffentlichkeit auf Grund ihrer wissenschaftlichen Expertise einen Pfad durch die Widersprüchlichkeit und Fragmentierung des Wissens der modernen Welt zu schlagen. Dadurch überbrücken sie eine wachsende Kluft zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Bis in die Politik hinein gewinnen sie an Autorität und Einfluss, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern üblicherweise verwehrt bleiben.
Die Fachtagung untersucht das gesellschaftliche Phänomen der "Popstar-Wissenschaftler" und befasst sich im Einzelnen mit Fragen wie:
- Der Experte im Zeitalter der Stilgemeinschaften und Bubbles
- Hate, Hype und Hyaluronsäure: Zur digitalen Figuration Mai Thi Nguyen-Kims als Celebrity Scientists
- What is scientific about scientific expertise? Questions and Claims about the War against Ukraine in interviews on German and British news
- Researching and Judging TED Science: Methodological and Ideological Problems
- Bühnenarbeiter. Zur Produktion von (Wissenschafts-)Prominenz
Die Tagung wird organisiert von Prof. Martin Butler (Universität Oldenburg), Prof. Thomas Etzemüller (Universität Oldenburg) und PD Dr. Tobias Schlechtriemen (Universität Freiburg ). Die Veranstaltung wird von der Fritz Thyssen Stiftung und vom Hanse-Wissenschaftskolleg finanziell gefördert.
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
Termin des Pressegesprächs
Freitag, 28.6.2024, 12:15-14:00 Uhr im Hanse-Wissenschaftskolleg
Das HWK bittet um formlose Anmeldung an den Ansprechpartner für die Presse.
Ansprechpartner für die Presse
Hr. Bijan Kafi (Email)
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hanse-Wissenschaftskolleg (Institute for Advanced Study)
Wissenschaftliche Ansprechpartner
Prof. Dr. Thomas Etzemüller, Universität Oldenburg
Prof. Dr. Martin Butler, Universität Oldenburg