Wie bringt unser Gehirn Bewusstsein hervor? Eine internationale Tagung führender Bewusstseinsforscher

30. Juni – 02. Juli 2014 am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK)

Damit wir bewusst etwas erleben, müssen verschiedene Bereiche unseres Gehirns koordiniert zusammen arbeiten. Andererseits: So klar, wie man meinen könnte, ist die Trennung zwischen bewussten und unbewussten Prozessen nicht. Es gibt keinen spezifischen Ort im Gehirn, an dem Bewusstsein entsteht. Neueste Ergebnisse der Hirnforschung zeigen: Auch wenn Bewusstsein für uns subjektiv mit einem einheitlichen Wahrnehmungserlebnis einhergeht, entsteht es im Gehirn durch das Zusammenwirken vieler, auch räumlich entfernter Gebiete.

International führende Wissenschaftler stellen bei einer Tagung mit rund 70 Teilnehmern aus aller Welt am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst vom 30. Juni bis zum 02. Juli 2014 neueste Erkenntnisse und Ergebnisse ihrer Bewusstseinsforschung vor. Dabei werden auch Befunde aus Experimenten im Kernspintomographen, mit Hirnstrommessungen und anderen modernen Verfahren vorgestellt. "Mit unserer gebündelten Forschung wollen wir dem Gehirn, der biologischen Grundlage unseres Bewusstseins, seine Geheimnisse entreißen", sagt der Ulmer Psychologe und Hirnforscher Markus Kiefer, einer der Organisatoren der Tagung, die von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem HWK finanziell unterstützt wird.

"Mühelos koordiniert das Gehirn im Alltag bewusste und unbewusste Prozesse, etwa bei der Wahrnehmung. Philosophen streiten seit Jahrtausenden über die Natur des Bewusstseins. Wir können nun mit modernsten Methoden bewusstseinsgenerierende Prozesse im Gehirn sichtbar machen und so zur Lösung dieser alten Frage beitragen. Auch wenn die Prozesse im Kopf sehr kompliziert und nach wie vor zum Teil unverstanden sind: Klar ist, dass Bewusstsein eine Funktion unseres Gehirns und nicht Produkt eines immateriellen Geistes ist", erläutert Markus Kiefer, der zugleich auch Sprecher des ebenfalls von der DFG geförderten deutschlandweiten Projektnetzwerk zur Bewusstseinsforschung ist.
Die Organisatoren der Tagung sehen im Austausch die große Chance, zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen: Ein Forscher beobachtet menschliches Verhalten, ein anderer untersucht einzelne Nervenzellen, wieder ein anderer misst Gehirnaktivität bei Wahrnehmungsaufgaben. "Erst wenn wir all diese Befunde zusammentragen, können wir das Wechselspiel im Kopf ergründen", betont Kiefer.

Die an der Tagung beteiligten Forscher aus Psychologie und Hirnforschung sind seit vielen Jahren dem Rätsel Bewusstsein auf der Spur. Melvyn Goodale aus Kanada, einer der Pioniere der Erforschung unbewusste Wahrnehmungsprozesse bei hirnverletzten Patienten, stellt seine aktuellen Arbeiten zur unbewussten Vorbereitung und Planung von Handlungen vor. Rafael Malach aus Israel spricht über seine bedeutendsten Forschungsarbeiten zu Nervenzellableitungen während bewusster Wahrnehmungsprozesse am Gehirn von Patienten, denen aus medizinischen Gründen Elektroden implantiert wurden. John-Dylan Haynes aus Deutschland berichtet über seine Arbeiten zur Identifizierung von Bewusstseinsinhalten im Gehirn. In weiteren Vorträgen werden neueste Befunde zu den Mechanismen der bewussten Wahrnehmung, zur Kontrolle unbewusster Prozesse und zum Verhältnis von Aufmerksamkeit und Bewusstsein vorgestellt.

Diese nunmehr zweite internationale Tagung des Projektnetzwerks knüpft an eine langjährige Forschungstradition an: "Die Bewusstseinsforschung in Deutschland findet seit vielen Jahren weltweit große Beachtung", sagt Kiefer. So sei die internationale Untersuchung der unbewussten Handlungsvorbereitung wesentlich von deutschen Arbeitsgruppen initiiert, etwa von Odmar Neumann aus Bielefeld, und Dirk Vorberg aus Braunschweig. "Die Tagung und unser Projektnetzwerk wollen diese Tradition stärken und ausbauen."

Das Tagungsprogramm ist im Internet <link http: www.h-w-k.de external-link-new-window>(http://www.h-w-k.de/index.php?id=2074) zu finden. Die Tagungssprache ist Englisch.

Anfragen für weiterführende Informationen: Prof. Dr. Markus Kiefer, Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III (Tel. 0731/500 61532; E-Mail: markus.kiefer@uni-ulm.de

 

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