Das Gehirn des Menschen ist ein äußerst effizientes Werkzeug und bewältigt Aufgaben, die Computer nicht oder weniger gut lösen können. Aber was passiert, wenn die Hirnleistung durch Verletzungen oder Krankheiten beeinträchtigt ist? Eine mögliche Lösung wäre der Ersatz neuronaler Funktionen durch technische Hilfsmittel. In der Realität sind jedoch solche technischen Möglichkeiten derzeit noch weit davon entfernt, eine dauerhafte, sichere und breitbandige Verknüpfung zwischen Maschinen und dem Gehirn herzustellen.
Langzeitimplantate würden es beispielsweise erlauben, die Hirnaktivität genauer zu beobachten und Aufschlüsse über die Funktionsweise des Gehirns zu bekommen. Aber auch die praktischen Anwendungsmöglichkeiten jenseits der Grundlagenforschung sind vielfältig: Neuro-Implantate könnten nach Schädigungen der Sinnesorgane den Verlust von Funktionen ausgleichen, durch Stimulation von Neuronen zur Besserung klinischer Symptome wie etwa der Depression oder Parkinson-Erkrankung beitragen oder Prothesen ansteuern. Die Herausforderungen bei der Umsetzung sind jedoch enorm: neben einem soliden Wissen über neuronale Prozesse müssen auch viele technische Anforderungen berücksichtigt werden, z.B. die Biokompatibilität, Datenanalyse, Energiebedarf usw.
Im Rahmen des Workshops werden weltweit renommierte Experten aus dem Bereich der Neurowissenschaften und dem Ingenieurswesen neueste Forschungsergebnisse präsentieren. So wird z.B. Prof. Andrew Schwarz (Pittsburg, USA) über direkte Steuerung von Neuroprothesen mit kortikalen Hirnsignalen berichten. Die Herausforderungen bei der Entwicklung von technischen Plattformen zur Erfassung und Verarbeitung neuronaler Signale für Neuroprothesen wird ein Beitrag von Prof. Florian Solzbacher (Salt Lake City, USA) behandeln. Dr. Reid Harrison (Los Angeles, USA) wird über spezielle Niedrigenergie-Schaltungen für neuronale Schnittstellen referieren und Prof. Thomas Stieglitz (Freiburg) über die mikrosystemtechnische Herstellung flexibler Elektromatten, die einen direkten Kontakt zum Gehirn herstellen.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der "Bernstein Sparks Workshops"-Serie des Bernstein Netzwerks Computational Neuroscience statt und wird von vier Professoren aus den neurowissenschaftlichen und ingenieurswissenschaftlichen Bereichen der Universität Bremen organisiert: Professor Dr. Klaus Pawelzik (Zentrum für Kognitionswissenschaften, Bernstein Gruppe Bremen, Bernstein Focus Sequenzlernen) und Professor Dr. Andreas Kreiter (Zentrum für Kognitionswissenschaften, Bernstein Gruppe Bremen) sowie Professor Dr. Steffen Paul (Institut für Theoretische Elektrotechnik und Mikroelektronik) und Professor Dr. Walter Lang Institut für Mikrosensoren, -aktoren und –systeme).
Finanzielle Unterstützung erhält der Workshop neben den Mitteln des BMBF (Bernstein Netzwerk) von der Firma Brain Products und dem Hanse-Wissenschaftskolleg.
Die Tagungssprache ist Englisch.