Öffentlicher Vortrag: "Chancen und Herausforderungen der Energiewende: Deutschlands Rolle in Europa?"

Prof. Dr. Miranda Schreurs (Berlin)

Zeit: Montag, 12.November 2012, 19:30 Uhr

Ort: Hanse-Wissenschaftskolleg, Lehmkuhlenbusch 4,

27753 Delmenhorst

 

Europa und die Welt beobachten Deutschland:
Die Energiewende erfordert eine technologische und gesellschaftliche Revolution, denn darum geht es bei der Entwicklung eines Energiesystems, das weitgehend von fossilen Brennstoffen unabhängig wird. Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen um 80-95 % gegenüber dem Niveau von 1990 gesenkt werden. Erneuerbare Energien sollten mindestens 80 % des Strombedarfs und 60 % des gesamten Energieverbrauchs decken.

Die Energiewende in Deutschland ist eine Antwort auf den Klimawandel, die nuklearen Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima und die wachsende Abhängigkeit von importierten Energien. Zweifellos ist es ein kostspieliges Projekt, aber auch ein Nicht-Handeln würde teuer werden. Es ist darüber hinaus eine Chance für Deutschland, in der Entwicklung von kohlenstoffarmen Technologien und der Förderung nachhaltiger Energie und wirtschaftlicher Strukturen führend zu werden. Die Wahrnehmung dieser Chancen und der Erfolg der Energiewende hängen  von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von der politischen Führung, von unserem Umgang mit erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz, der Technologieimplementierung, weiterer technologischer Innovation und der erforderlichen gesellschaftliche Unterstützung.
Zwar ist die Energiewende noch ein weitgehend deutsches Projekt, sie muss aber zu einem europäischen Projekt werden, um Wirksamkeit und Nachhaltigkeit zu erzeugen. Die Energiewende kann von der europäischen Zusammenarbeit profitieren, weil die europäische Länder über unterschiedliche Potenziale im Bereich erneuerbarer Energien und vielfältige technologische und gesellschaftliche Kompetenzen verfügen. Eine gemeinsame Energiewende könnte die Notwendigkeit für neue Infrastrukturmaßnahmen und die Kosten der Energiewende  reduzieren.

Nach Ansicht der Referentin ist es ein vordringliches Ziel, ganz Europa an Bord zu holen. Um die Energiewende zu einem europäischen Projekt zu machen, ist sehr viel mehr politische Aufmerksamkeit von Institutionen der Europäischen Union so wie allen Mitgliedsstaaten erforderlich. Dabei gilt es besonders,  politische Hindernisse zu beachten und Wege zur Überwindung dieser Hindernisse zu finden.
Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen auch.

Miranda Schreurs
ist Professorin für Vergleichende Politikwissenschaft und Leiterin der Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin. Bis Oktober 2007 war sie Professorin am Department of Government and Politics der University of Maryland/USA. Ihre Forschung ist fokussiert auf die Umwelt- und Energiepolitik in Europa, den USA und Asien.
Prof. Dr. Schreurs ist in den USA geboren und hat in Japan, Deutschland und den Niederlanden gelebt. Sie promovierte an der University of Michigan/USA, nach einem Studium  an der University of Washington, ebenfalls in den USA. Im Juli 2008 wurde Miranda Schreurs in den Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) des Bundesumweltministeriums berufen, seit 2011 gehört sie dem Expertenkreis "Zukunftsdialog" der Bundesregierung an.

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