Im Mittelpunkt ihres HWK-Projekts „Besuche von Rändern im Zentrum – Zeichnerische Recherchen zur Qualität des Unidealen und Indirekten“ steht die Auseinandersetzung mit den epistemischen Qualitäten bildlicher Darstellungsformen. Der Künstlerin geht es um die Bedingungen von Erkenntnis, um den Ort, an dem Wahrnehmung in Denken übergeht und damit ein Thema, das auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von zentraler Bedeutung ist. Am HWK sucht die Künstlerin die Begegnung mit ihnen.
Gemeinsame Fragen, unterschiedliche Perspektiven
Sandra Boeschensteins wissenschaftliches Interesse machte ihr Projekt für die Kunstförderung des Wissenschaftskollegs reizvoll, sagt Wolfgang Stenzel, der das Programm am HWK betreut: "Warum sehen wir die Welt, wie wir sie sehen? Schaffen wir Bedeutung, oder kommt sie uns aus der Welt quasi entgegen? Diese Fragen bewegen alle unsere Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf unterschiedliche Weise und Frau Boeschenstein als Künstlerin. Diese Begegnungen wollen wir am HWK fördern".
Spannend findet Sandra Boeschenstein, wie Wissenschaft und Kunst die Welt sehen: „Ich führe unterschiedliche zeichnerische Handlungen in Kollision und Überlagerung — unspektakulär, aber mit Hintersinn für die Frage nach dem Entstehen von Bedeutung", erklärt sie die eigene Arbeitsweise. "Entwicklungen und Aussagen visualisieren wir häufig durch ein Nebeneinander in Bildsequenzen. Mein Interesse gilt einer weniger absehbaren Struktur: dem schichtenden Prinzip: Überlagern, Überdecken, Durchstreichen, Abschaben und Auswischen ... An Überlagerungen und ihren nichtlinearen Qualitäten übt sich der Blick für die Spannung zwischen Vorstellung und Überraschung.“
Dialog über Disziplingrenzen hinweig – auch in der Pandemie
Sandra Boeschenstein nutzt für ihr Projekt die Einrichtungen des Kollegs, die ihr größtmögliche Freiheit in ihrer künstlerischen Arbeit einräumen und zugleich den interdisziplinären Dialog stimulieren. Das HWK ermöglicht ihr auch in der Pandemie den engen und kontinuierlichen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt, wie ihn die Künste und die Wissenschaften benötigen.
Das Artist-in-Residence-Programm des Wissenschaftskollegs gibt herausragenden Künstlerinnen und Künstlern mit wissenschaftlichen Arbeitsinteressen die Möglichkeit, ein mehrmonatiges Projekt ihrer Wahl in Delmenhorst zu realisieren und von der Begegnung mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Forschungsfeldern wie Klima, Hirnforschung, Gesellschaft und anderen zu profitieren. Die Auswahl treffen die mit Vertreterinnen und Vertretern regionaler Kultureinrichtungen besetzte Kunstjury und die Rektorin.
Sandra Boeschensteins Fellowship und die jetzt beginnende Ausstellung an der Städtischen Galerie Delmenhorst werden vom Verein der Freunde und Förderer des Hanse-Wissenschaftskollegs e.V. großzügig unterstützt.
Website von Sandra Boeschenstein
Ausstellungsdaten
In der Ausstellung zeigt die Künstlerin neueste Arbeiten, die während ihres Fellowships am Hanse-Wissenschaftskolleg entstanden sind. Die Ausstellung und die geplante Publikation werden vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, vom Freundeskreis Haus Coburg und von der EWE Stiftung finanziell unterstützt.
Näheres zur Ausstellung finden Sie auf der Website der Städtischen Galerie Delmenhorst.