Veranstaltung

Altern im Wandel: Erfolgsstory oder Bedrohung?

11. Juli 2022

Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Universität Heidelberg

 

Altern ist längst zu einem Megathema unserer Gesellschaft geworden. Allerdings herrschen in öffentlichen (und nicht selten auch in wissenschaftlichen) Diskursen noch immer viele negative und empirisch nicht mehr gültige Vorstellungen vom Altwerden und Alt-Sein vor. Ich argumentiere in diesem Vortrag, dass der Psychologie (sicher immer in Kooperation etwa mit der Altersmedizin, Altersbiologie und Alterssoziologie) eine sehr bedeutsame Rolle für ein neues Verständnis des heutigen Alterns zukommt, etwa in den Bereichen der geistigen Leistungsfähigkeit, der Gestaltung sozialer Kontakte, in der Auseinandersetzung mit negativen Alternsbildern und auch als Hintergrund für systematische Veränderungen, also die Nutzung von Plastizität in der späten Individualentwicklung. Die Zusammenschau zentraler Befunde vor allem aus Längsschnittstudien führt dabei zu einem vielschichtigen und in Teilen ambivalenten Bild des heutigen Alterns.

Foto: Lotte Ostermann
Zeitraum
11. Juli 2022 - 11. Juli 2022 | 19:30 Uhr - 21:00 Uhr
Sprache
Deutsch
Veranstaltungsort
HWK Hörsaal (nur mit Anmeldung auf https://hanse-ias.de/anmeldung)
oder ONLINE auf https://hanse-ias.de/digital

2G+ Regel
Barrierefreiheit
barrierefrei
Organisatoren
Bijan Kafi, Hanse-Wissenschaftskolleg
Art der Veranstaltung
Öffentlicher Vortrag

Weitere Informationen

Das Dritte Alter, etwa zwischen 60 und 80 Jahren, kann eine historisch neue Lebensphase mit vielen Entwicklungspotenzialen gedeutet werden. Sie erfordert, wie ich argumentiere, neue Lebensgestaltungskompetenzen, die wir gesellschaftlich-individuell erst ansatzweise entwickelt bzw. eingeübt haben. Demgegenüber verlangen die biopsychosozialen Herausforderungen des hohen Alters jenseits von 80 Jahren völlig neue Bewältigungskompetenzen, die wir gesellschaftlich-individuell ebenfalls erst ansatzweise entwickelt bzw. eingeübt haben. Die zentrale These: Das Durchlaufen einer relativ langen Phase des „eigentlich-nicht-alt-Seins“ (Drittes Alter) und einer keineswegs kurzen Phase von großer Verletzlichkeit, Mehrfacherkrankungen und Abhängigkeit von anderen (Viertes Alter) stellt uns alle vor eine anspruchsvolle Doppelaufgabe. Sind wir dieser gewachsen?

Der Redner

Prof. Dr. Hans-Werner Wahl ist Psychologe, Seniorprofessor und Projektleiter am Netzwerk Alternsforschung der Universität Heidelberg. Zuvor leitete er von 2006 bis 2017 die Abteilung für Psychologische Alternsforschung am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Er promovierte 1989 an der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen Altern und Umwelt, Adaptationsprozesse im späten Leben, die Rolle subjektiven Alternserlebens sowie den Umgang mit chronischen Verlusten, speziell Sensorik- und Mobilitätseinbußen. Seine Beiträge sind mehrfach ausgezeichnet worden, so 2009 mit dem M. Powell Lawton Award der Amerikanischen Gerontologischen Gesellschaft, bei der er auch Fellow-Status besitzt. Er war auch Fellow des Marsilius-Kollegs der Universität Heidelberg. 2019 erhielt er den Advanced Scholar Award: Socio-behavioral Sciences der International Association of Gerontology and Geriatrics, European Region.