Determinants of psychiatric disorders (Determinanten psychischer Störungen)

Internationale Konferenz
am Hanse-Wissenschaftskolleg, 14. – 16. April 2011

Organisation:

Prof. Dr. Martin Brüne (Bochum)
Prof. Dr. Reto Weiler (Delmenhorst)

Tagungssprache:

Englisch

Determinants of psychiatric disorders (Determinanten psychischer Störungen)

International Conference
at the Hanse-Wissenschaftskolleg, April 14 – 16, 2011

Organization:

Prof. Dr. Martin Brüne (Bochum)
Prof. Dr. Reto Weiler (Delmenhorst)

Working Language: English

Psychische Erkrankungen sind weltweit in allen Kulturen anzutreffen. Für das Jahr 2020 prognostiziert die WHO, dass depressive Störungen die zweithäufigsten Erkrankungen überhaupt sein werden, die zu einem Leben mit Behinderung führen („years lived with disability“). Unter den zehn häufigsten Erkrankungen rangieren heute außerdem Angsterkrankungen, Suchterkrankungen und Schizophrenien. Eine derartige Zunahme psychischer Störungen scheint sich stärker in den entwickelten Ländern abzuzeichnen. Unklar ist daher, warum trotz verbesserter Gesundheitsvorsorge und Lebensbedingungen psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch zu sein scheinen. Die Evolutionäre Psychiatrie bietet als eine mögliche Antwort die These an, dass ein „Mismatch“ zwischen Anpassungen des psychischen Apparates an ursprüngliche Umwelten und der Konfrontation mit „modernen“ Umwelten ursächlich an einer Zunahme psychischer Erkrankungen beteiligt ist.

Gegenwärtige psychiatrische Forschung konzentriert sich dagegen einseitig auf die genetischen Grundlagen psychischer Störungen. Allerdings ist hier eine gewisse Ernüchterung eingetreten, weil „Suszeptibilitätsallele“ nur kleine Anteile der statistischen Varianz erklären. Zudem können genetische Dispositionen die Zunahme psychischer Störungen in derart kurzer Zeit, wie von der WHO prognostiziert, nicht erklären, weil sich Änderungen im Genpool einer Population nicht innerhalb so kurzer Zeiträume einstellen können. Es müssen also Anlage-Umwelt-Interaktionen an der Auslösung psychischer Erkrankungen beteiligt sein. Das komplexe Zusammenspiel von Anlage und Umwelt für die Entstehung psychischer Erkrankungen zu verstehen, ist die Domäne der Evolutionären Psychiatrie. Dies umfasst eine sorgfältige Analyse verschiedener Ebenen von Erleben und Verhalten, einschließlich ontogenetischer Gesichtspunkte (etwa vorgeburtliche und frühkindliche Entwicklung), der beteiligten psychischen Funktionskreise und Mechanismen, und des „Anpassungswertes“ psychischer Prozesse und des Verhaltens, mit dem Ziel, psychische Störungen nicht als qualitativ verschieden von gesundem Erleben und Verhalten aufzufassen, sondern als pathologische Extremvarianten ursprünglich angepasster Verhaltensweisen.

Die Tagung über psychische Störungen als menschliche Universalien stellt sich die Aufgabe, diese Faktoren beispielhaft an den häufigsten psychischen Störungsbildern zu beleuchten.

Diese Konferenz wird durch die VolkswagenStiftung großzügig unterstützt. Dadurch können die Veranstalter bis zu 15 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern (Disziplinen: Medizin, vor allem Psychiatrie; Neurowissenschaften, Anthropologie, Philosophie, Psychologie, Humanbiologie, Genetik) eine weitgehend kostenfreie Teilnahme an der Konferenz ermöglichen (Konferenzteilnahme, Übernachtungskosten, teilweise Erstattung von Anreisekosten). Diese 15 Plätze werden im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens vergeben, Hinweise zur Bewerbung und das Bewerbungsformular stehen auf dieser Seite zum Download bereit.

Bewerbungsschluss: 11. März 2011 (Eingang beim Hanse-Wissenschaftskolleg) 

Psychiatric disorders occur in every human culture. According to a WHO prognosis, in the year 2020 depression will rank #2 among disorders associated with disability. Moreover, anxiety disorders, addiction, and schizophrenia are currently among the top ten disorders worldwide. Such an increase in psychiatric disorders seems to be more prevalent in developed countries. It is unclear, however, why psychiatric disorders are on the rise, in spite of improved medical care and environmental conditions. As a possible answer to this paradox, Evolutionary Psychiatry offers the thesis that there is a mismatch between adaptations of psychological mechanisms to past environments with contemporary challenges of modern environments.

Current psychiatric research seems to focus somewhat one-sidedly on the genetic basis of psychopathological conditions. This line of research has led, in part, to disappointment, because susceptibility alleles account for only small portions of the statistical variance. Moreover, genetic dispositions could simply not have spread in the genepool of a population in such a short time to explain the upsurge of psychiatric disorders as prognosticated by the WHO. This suggests gene-environment-interaction to be the main cause of psychiatric disorders. The complex interplay of genes and environment and its relevance for the causation of psychiatric disorders is the domain of Evolutionary Psychiatry. It concerns the thorough analysis of different levels of subjective experience and behaviour, including ontogenetic aspects (e.g., prenatal and early postnatal development), of functional circuits and psychological mechanisms, and of the adaptive “value” of psychological processes and behaviour. The aim of this analysis is not to regard psychiatric disorders as qualitatively distinct from healthy psychological mechanisms, but as pathological variants of originally adapted patterns of behaviour.

The conference on psychiatric disorders as human universals aims at elucidating these factors, exemplified by the most prevalent psychiatric disorders.

The VolkswagenStiftung generously supports this conference. That enables the organizers to invite up to 15 young scientists (disciplines: medicine, particularly psychiatry, neuroscience, anthropology, philosophy, psychology, human biology, and genetics) to participate in this conference at almost no cost (no conference fee, accommodation in Delmenhorst, partial reimbursement of travel costs). These 15 invitations will be issued based on a competitive application process

Applications must be received by the Hanse-Wisenschaftskolleg on or before
March 11, 2011.