Fachveranstaltung

Qualitative Freiheit. Selbstbestimmung in weltbürgerlicher Verantwortung

13. September 2021

Mit dem Fall der Berliner Mauer schien weltweit eine neue Ära anzubrechen, ein Zeitalter der globalen Aussöhnung und Zusammenarbeit im Zeichen der Freiheit. Doch auf eine Welle politischer Demokratisierung und wirtschaftlicher Öffnungen zum Ende des 20. Jahrhunderts folgte zu Beginn des 21. Jahrhunderts allerdings eine Trendumkehr. Heute ringen wir immer noch um ein Verständnis von Freiheit, das Liberalismus und Verantwortung für Mitmenschen in gedeihlichen Ausgleich bringt. Der Vortrag handelt davon, wie das möglich sein kann.

Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Zeitraum
13. September 2021 - 13. September 2021 | 19:30 Uhr - 21:00 Uhr
Sprache
Deutsch
Veranstaltungsort
ONLINE auf https://hanse-ias.de/digital

Barrierefreiheit
barrierefrei
Organisatoren
Bijan Kafi, Hanse-Wissenschaftskolleg
Art der Veranstaltung
ONLINE Öffentlicher Vortrag

Weitere Informationen

Mit dem Fall der Berliner Mauer schien weltweit eine neue Ära anzubrechen, ein Zeitalter der globalen Aussöhnung und Zusammenarbeit im Zeichen der Freiheit. Auf eine Welle politischer Demokratisierung und wirtschaftlicher Öffnungen zum Ende des 20. Jahrhunderts folgte zu Beginn des 21. Jahrhunderts allerdings eine Trendumkehr.
 
Zum einen fand das Modell der „offenen Gesellschaft“ zusehends lauter werdende Gegner von außen, die autoritären, fundamentalistischen oder populistischen Gesellschaftsmodellen zuneigten. Zum anderen wuchsen auch innerhalb offener Gesellschaften Zweifel an den zusehends als „neoliberal“ empfundenen Praktiken der jüngeren Vergangenheit: der immer augenfälliger werdende Mangel an moralischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit ramponierte das Image der Freiheitsidee und auf sie gründender Gesellschaften.
 
Im Vortrag wird gezeigt, dass die weitverbreitete Kritik an verantwortungslos gehandhabter Freiheit und rücksichtsloser Globalisierung durchaus zutrifft auf ein verkürztes Verständnis von Freiheit, welches private Optionen nach dem so schlichten wie schlechten Motto „Je mehr, desto besser!“ zu maximieren sucht. Dieses „quantitative“ Freiheitskonzept gilt es auszugleichen durch ein „qualitatives“ Verständnis, das individuelle Selbstbestimmung mit universeller Freiheit verschränkt. Die Resilienz offener Gesellschaften beruht, so das zentrale Argument, auf einem Verständnis von Freiheit, dass in kosmopolitischer und intergenerationeller Verantwortung die Erfüllung – keine Beschränkung – des liberalen Anliegens erkennt.

Redner

Prof. Dr. Claus Dierksmeier ist Professor für Globalisierungsethik an der Universität Tübingen. Neben seiner akademischen Tätigkeit ist er als Strategieberater in Wirtschaft und Politik tätig. Seine Arbeit konzentriert sich auf Fragen von Freiheit und Verantwortung im Zeitalter der Globalität.
 
Weithin Beachtung fand sein in Deutsch, Englisch und Spanisch veröffentlichtes Buch: Qualitative Freiheit. Selbstbestimmung in weltbürgerlicher Verantwortung (Englische Ausgabe) (Bielefeld, Transkript 2016).