Ausgangspunkt des 6. Hanse-Forums ist ein abstrakt klingender Begriff, der während der Veranstaltung mit Leben und Inhalt gefüllt werden soll. Es handelt sich dabei um den Begriff der Selbststeuerung, der modernen Logistik-Konzepten vielfach zugrunde gelegt wird und den auch der Bremer DFG-Sonderforschungsbereich 637 "Selbststeuerung logistischer Prozesse" verwendet. Selbststeuerung lässt sich folgendermaßen definieren:
Sie "beschreibt Prozesse dezentraler Entscheidungsfindung in heterarchischen Strukturen. Sie setzt voraus, dass interagierende Elemente in nicht-deterministischen Systemen die Fähigkeit und Möglichkeit zum autonomen Treffen von Entscheidungen besitzen. Ziel des Einsatzes von Selbststeuerung ist eine höhere Robustheit und positive Emergenz des Gesamtsystems durch eine verteilte, flexible Bewältigung von Dynamik und Komplexität." [1]
Kurz gesagt geht es in der modernen selbststeuernden Logistik also um Folgendes: Nicht mehr die Transportanlagen steuern die – materiellen oder immateriellen – Logistik-Objekte, sondern diese Objekte steuern die Transportanlagen und damit sich selbst. Dies ist notwendig, weil in der modernen Logistik derart vielfältige und umfangreiche Güterströme zu bewältigen sind, dass sie sich mit einem konventionellen Top-down-Denken nicht mehr handhaben und überschauen lassen. Diese Situation verlangt nach ganz neuartigen Lösungen. Eine aktuelle Zahl vermag das Problem zu verdeutlichen: 2006 wurden allein in Bremen und Bremerhaven rund 4,5 Millionen Container und fast 1,9 Millionen Fahrzeuge umgeschlagen. Damit war das Gesamtvolumen gegenüber dem Vorjahr um etwa 19 Prozent auf 64,6 Millionen Tonnen gewachsen.
Die hiermit verbundenen technischen, wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Fragen werden im Zentrum des 6. Hanse-Forums mit dem Titel "Logistik II" stehen. Dieses Forum verfolgt ähnliche Ziele wie seine Vorgänger. Es will
- das Zusammenwachsen der Metropolregion fördern,
- das Gespräch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Administration intensivieren und Sprachbarrieren abbauen,
- Kooperationen anstoßen, insbesondere zwischen Wissenschaft und Wirtschaft,
- aber auch logistische Innovationen in die mittelständische Wirtschaft der Region hineintragen.
[1] M. Hülsmann und K. Wind: Understanding Autonomous Cooperation & Control in Logistics – The Impact of Management, Information and Communication and Material Flow, Berlin 2007: Springer.