Über 20 Wissenschaftler aus Norwegen, Kanada und Deutschland kommen am 15. und 16. Juni 2009 zum zweiten Jahrestreffen des Forschungsprojektes KONGHAU ins HWK. An dieser Tagung nehmen auch zwei Vertreter des norwegischen Öl- und Gasförderers StatoilHydro teil. Die multidisziplinären Arbeiten dieses westlich von Spitzbergen in der Arktis durchgeführten Projekts sind eingebunden in das von der EU geförderte Projekt HERMES (Hotspot Ecosystem Research along the Margins of European Seas). An diesem Großprojekt ist StatoilHydro ist nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell beteiligt.
Schon seit mehreren Jahren ist die hohe Sensibilität der arktischen Region gegenüber den Folgen des Klimawandels bekannt. Neu ist das Wissen um die hohe Geschwindigkeit, mit der sich der Klimawandel und mit ihm der Temperaturanstieg vollzieht. Allein in den letzten 50 Jahren ist die Jahresdurchschnittstemperatur in der Arktis um bis zu vier Grad gestiegen. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird eine weitere Erwärmung der Arktis um 3 bis 5 °C über dem Land und 4 bis 7 °C über dem Meer erwartet. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) betreibt auch vor diesem Hintergrund seit knapp zehn Jahren ein Tiefseeobservatorium in der östlichen Framstrasse, den sog. AWI-Hausgarten. Diese Tiefseedauerstation unterscheidet sich aufgrund ihrer Ausdehnung von ca. 70 x 110 km grundlegend von anderen – wesentlich kleineren – Langzeitstationen im Weltozean. Der AWI-Hausgarten besteht aus einem zentralen Experimentierfeld in 2500 m Wassertiefe und insgesamt 16 Einzel-Stationen in Tiefen von 1200 bis 5500 m. Diese Stationen werden regelmäßig mindestens einmal im Jahr aufgesucht, um biologische, geochemische und sedimentologische Untersuchungen durchzuführen und Veränderungen in der Wassersäule und am Meeresboden festzustellen.
Seit Juni 2008 sind die Arbeiten am AWI-Hausgarten mit vergleichbaren Aktivitäten norwegischer Partnerinstitutionen verknüpft (Norsk Polar Institutt, Universität Tromsø, Akvaplan-Niva A/S). Die Norweger untersuchen seit Mitte der 90er Jahre den Kongsfjord nordwestlich von Spitzbergen, ein vergleichsweise flaches Gebiet mit einer Wassertiefe von bis zu 1200 m. Die westlichste Station dieses Untersuchungsgebiets liegt nur knappe 30 Kilometer von der flachsten Station des AWI-Hausgartens entfernt.
Langfristiges Ziel dieser beiden, in europäische Großprojekte eingebundenen Arbeiten ist es, Instrumente und Verfahren zu entwickeln, um die künftige Entwicklung arktischer mariner Ökosysteme besser vorhersagen zu können.
Im Rahmen des vom HWK finanziell unterstützten Workshops werden die ersten gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse vorgestellt, die künftigen Arbeiten während der Schiffsexpeditionen in die Arktis konkretisiert und weiterführende Fördermöglichkeiten diskutiert.