Prof. Dr. em. Wolfgang Eichwede, Bremen
Zeit: Montag, 16. Februar 2009, 20:00 Uhr
Ort: Hanse Wissenschaftskolleg, Lehmkuhlenbusch 4
27753 Delmenhorst
Seit Mitte der 1990er Jahre veranstaltet die Delmenhorster Universitätsgesellschaft e.V. in enger Kooperation mit dem Hanse-Wissenschaftskolleg Vorträge für eine interessierte Öffentlichkeit, die einen substantiellen Beitrag zur Belebung der kultur- und gesellschaftspolitischen Diskussion in der Region leisten. Die Thematik dieser Vorträge orientierte sich stets an drei Kriterien: Die Beiträge sind inhaltlich von übergeordnetem, allgemeinen Interesse, werden von wissenschaftlich kompetenten Experten dargeboten und sind allgemeinverständlich einem breiteren interessierten Publikum zugänglich.
Vor dem Hintergrund seiner langjährigen und umfangreichen Forschungen zu Russland und zur ehemaligen Sowjetunion wird Prof. Eichwede das angesichts der gegenwärtigen Finanzkrise aktuelle Thema der Partnerschaft zwischen Russland und der EU in seinen Gegensätzen und Widersprüchlichkeiten darstellen.
Ausgangspunkt seines Vortrags ist die Überlegung, dass Russland ein historischer, kultureller und politischer Teil von Europa und Europa ohne Russland nicht denkbar ist.
Russlands innere Verfassung in Gestalt des Putin/Medwedjew Regimes weist autoritäre Strukturen auf, die auch in einer Mischung aus Ratlosigkeit und Machtphantasien zum Ausdruck kommen. Europa hingegen stellt sich als Friedenszone dar, ohne dass die Fähigkeiten zum "global player" gewiss wären.
Der gegenwärtige Gasstreit zeigt wie in einem Brennglas alle Konfliktebenen, ebenso das Zusammenwirken von Innen-, Außen- und Energiepolitik.
Die eigenen Erfahrungen des Referenten geben Anlass zur Frage, ob Russland den Anspruch erheben kann, in der internationalen Konkurrenz die Rolle einer Großmacht zu spielen.
Prof. Wolfgang Eichwede wurde 1942 am Bodensee geboren. Er studierte Geschichte, Politik, Philosophie und Slavistik in Tübingen, Heidelberg und Berlin. Seit 1974 war er bis zu seiner Emeritierung Professor für Politik und Zeitgeschichte an der Bremer Universität. 1982 gründete er die Forschungsstelle Osteuropa, die heute über eines der weltweit bedeutendsten Archive zu den Kulturen des östlichen Europas nach dem 2. Weltkrieg verfügt.
Seine Forschungsinteressen sind internationale Beziehungen im 20. Jahrhundert, Kultur- und Sozialgeschichte der UdSSR und Osteuropas, insbesondere die Geschichte der Widerstandsbewegungen und der Revolutionen von 1889-1991.
Prof. Eichwede ist Herausgeber mehrerer Publikationsreihen und Mitherausgeber von Zeitschriften und hat Bücher und Publikationen zur sowjetischen Außenpolitik der Zwischenkriegszeit sowie der sowjetischen Sozialgeschichte veröffentlicht. Er ist Mitglied mehrerer internationaler Gremien und Vizepräsident der deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde.
Er ist u.a. Träger des Ungarischen Staatspreises für Kultur, des Danziger Preises für polnisch-deutsche Versöhnung und des Bundesverdienstkreuzes.
Weitere HANSE-VORTRÄGE in Zusammenarbeit mit der Delmenhorster Universitätsgesellschaft e.V. im Frühjahr 2009:
Montag, 9. März 2009
Prof. Dr. Ben Godde (Bremen): "Demenzprävention durch lebenslange körperliche und geistige Aktivität"
Montag, 23. März 2009
Dr. Andreas Schick (Heidelberg): "Das Gewaltpräventionsprojekt Faustlos in Delmenhorster Grundschulen und Kindergärten"
Montag, 20. April 2009
Manfred Meyer-Schwinkendorf (Bremen): "Unterwegs zum Präventionsstaat"
Alle Vorträge sind öffentlich und finden jeweils um 20:00 Uhr im Vortragssaal des Hanse-Wissenschaftskollegs statt. Der Eintritt ist frei.