Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm, Oldenburg
Montag, 12. Oktober 2009, 20:00 Uhr
im Hanse Wissenschaftskolleg, Lehmkuhlenbusch 4
27753 Delmenhorst
Was haben Emile Zola, Antonio Gramsci, George Orwell, Günter Grass, Theodor W. Adorno, Hans Magnus Enzenzberger und Jürgen Habermas gemeinsam? Sie sind Intellektuelle, die öffentlich das Wort ergriffen haben im Namen einer universellen Verantwortung. Der offene Brief von Emile Zola an den französischen Staatspräsidenten Félix Faure mit dem Titel "J’accuse…!/Ich klage an…!" im Zusammenhang mit der Dreyfus Affäre sorgte in Frankreich für eine ungeheure innenpolitische Auseinandersetzung, in deren Folge der Begriff "Intellektueller" geprägt wurde.
Jürgen Habermas ist die Ausnahme eines Philosophen und Sozialtheoretikers, der sich in der Rolle des öffentlichen Intellektuellen ins Handgemenge der Politik eingemischt hat und weiterhin einmischt. Mit seinen politischen Interventionen seit den 50er Jahren hat er die Mentalitätsgeschichte der Bonner und Berliner Republik wesentlich mitgeprägt. Diese intellektuelle Praxis von Jürgen Habermas, dessen 80. Geburtstag im Juni dieses Jahres der Anlass von zahlreichen Würdigungen in der internationalen Presse war, steht im Mittelpunkt des Vortrages von Prof. Müller-Doohm. Der Oldenburger Soziologe hat kürzlich eine Studie über Leben, Werk und Wirkung des weltweit bekannten Philosophen vorgelegt, der nicht nur die Idee der kommunikativen Vernunft entwickelt, sondern ihre Wirksamkeit durch eigene publizistische Präsenz vorgeführt hat.
Diese Rolle des öffentlichen Intellektuellen ist Gegenstand des Porträts, das der Referent in seinem Vortrag präsentieren wird.
Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm
Lehrte von 1974-2008 an der Carl von Ossietzky Universität Soziologie und leitet dort derzeit die Forschungsstelle "Intellektuellensoziologie", in deren Rahmen über die intellektuelle Biografie von Jürgen Habermas geforscht wird.
Der Oldenburger Professor hat in den vergangenen Jahren zahlreiche auch für ein breites Publikum verständliche Publikationen veröffentlicht, darunter die in mehrere Sprachen übersetzte Biografie über den Mitbegründer der Kritischen Theorie, Theodor W. Adorno.
Der Vortrag ist öffentlich, er findet um 20:00 Uhr im Vortragssaal des Hanse-Wissenschaftskollegs statt. Der Eintritt ist frei.