2023 hat sich das HWK wie andere Institutionen gefragt, wie sein Beitrag zur Bewältigung derzeitiger und zukünftiger Krisen aussehen kann. Es hat sich dazu auf seine Wurzeln besonnen.
"Die Institutes for Advanced Study (IAS) standen seit Ihrer Gründung im Schatten des Nationalsozialismus stets für ein freies Denken, das aus Konventionen auszubrechen strebt, auf geistige Innovation gerichtet ist, und den Dialog über trennende Grenzen hinweg sucht", so Rektorin Prof. Kerstin Schill. "Ich glaube, es ist wichtig, sich dieser Ideale erneut zu besinnen".
Liberales Forschungsumfeld mit Anziehungskraft
Das HWK wird international dafür geschätzt, Fellows in Delmenhorst ein besonderes Maß an Autonomie zu gewähren: Freiheit von Lehr- und Verwaltungsverpflichtungen und die Chance, ihre wissenschaftliche Neugier in geistiger Unabhängigkeit entfalten zu können. "Diese Rahmenbedingungen zu ermöglichen, halte ich weiterhin für unsere Hauptaufgabe. Denn wenn die Welt unübersichtlicher wird, die Krisen zu- und die Orientierung abnehmen, braucht es unabhängiges Denken umso mehr, um Herausforderungen zu erkennen, Konflikte zu verstehen und gesellschaftlich breit tragfähige Lösungen zu entwickeln", so Rektorin Schill.
Im Jahr 2023 haben sich 56 Fellows aus 13 Ländern, 7 des globalen Südens, für ein Forschen in diesem Geiste entschieden. Fast die Hälfte waren Frauen. Zu ihnen gehörten 8 ukrainische und russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Für 2024 rechnet das HWK mit voller Auslastung und wird sein Sonderprogramm für die Ukraine neu auflegen.
Mehr öffentliche Veranstaltungen
Neben der Individualförderung setzt sich das HWK auch für die Schaffung von Dialogräumen ein, die das wissenschaftliche Verständnis gesellschaftlicher Herausforderungen fördern sollen.
2023 fanden am HWK 53 wissenschaftliche Veranstaltungen mit 1256 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Im gleichen Zeitraum zogen 10 öffentliche Vorträge über 600 Besucherinnen und Besucher an, ca. 30% mehr als im Vorjahr. Die Abonnentenzahl des Digitalkanals hat sich im selben Zeitraum fast verdoppelt.
2024 werden 10 Vorträge mit Themen von der europäischen Raumfahrt über Quantenphysik in der Luftfahrt bis zu Philosophie und KI wieder Besucherinnen und Besucher dazu anregen, komplexe gesellschaftliche Entwicklungen mit wissenschaftlicher Hilfe besser zu verstehen. Eine Kooperationsveranstaltung mit der Stadtbücherei Delmenhorst zum Thema Moorforschung in Niedersachsen setzt die 2023 begonnene Zusammenarbeit der beiden Einrichtungen fort.
Das seit Langem wieder in Papierform erscheinende Jahresprogramm 2024 wird zum ersten Mal auch als Postwurfsendung die Mehrzahl der Delmenhorster Haushalte erreichen.
Verständnis durch Zusammenarbeit
Über das Veranstaltungsprogramm hinaus bringt sich das HWK zunehmend in internationale Netzwerke ein, um die Stärken der IAS bei der Überwindung globaler Herausforderungen zur Geltung zu bringen.
Im Oktober war das Wissenschaftskolleg Gastgeber des Jahrestreffens des Netzwerks der deutschen IAS, eines Zusammenschlusses gleichartiger Institute, die sich für eine bessere Entfaltung der Stärken der IAS für ein leistungsfähigeres Wissenschaftssystem einsetzen.
Im Netzwerk der europäischen IAS "NetIAS" engagiert sich das HWK in Kooperationsvorhaben, gemeinsamen Veranstaltungsreihen zu aktuellen Themen und für eine bessere gesellschaftliche Wirksamkeit dieser Institute, z.B. durch Förderungen für Forscherinnen und Forscher in Not.
Ein durch das HWK initiierter, europaweiter Kreis der IAS-Kommunikationsleiter sucht seit 2023 nach neuen Wegen, das Interesse für und Verständnis von wissenschaftlicher Arbeit in der Öffentlichkeit zu erhöhen. 2024 wird das HWK außerdem ein Treffen wissenschaftsfördernder Stiftungen ausrichten, um ihren Beitrag für ein qualitätvolles Wissenschaftssystem voranzutreiben.