"Synthetische Treibstoffe – ein Beitrag zur Energiewende?"

Namhafte Forscher auf interdisziplinärer Tagung im HWK am 19. und 20. November 2012

Die Herausforderung, auch in Zukunft eine verlässliche, bezahlbare und umweltverträgliche Versorgung mit  Energie zu gewährleisten, wird gegenwärtig wie kein zweites Thema aus der Technik gesellschaftlich und politisch intensiv diskutiert. Nach dem Beschluss,  aus der Atomenergie auszusteigen und angesichts der prognostizierten Folgen der Freisetzung von Kohlenstoffdioxid (CO2) durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe ist offensichtlich, dass wir nachhaltige Wege zur Nutzung regenerativer Energieformen finden müssen. Von großer Bedeutung sind hier die Wind- und Solarenergie. Wie diese Energieformen langfristig jedoch im ökonomischen und ökologischen Sinne am effektivsten genutzt werden können, ist zurzeit Gegenstand der Forschung und vieler Modellprojekte. 

Am 19. und 20. November 2012 findet am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst zu dieser Thematik die Tagung "Sustainable Routes to Synthetic Fuels" mit etwa 50 Forscherinnen und Forschern statt.
Dieses Forum, zu dem renommierte Wissenschaftler aus ganz Deutschland eingeladen wurden, will sich mit der Teilfrage beschäftigen, wie sich synthetische Treibstoffe ganz ohne Einsatz fossiler Reserven wie Erdöl und Erdgas nachhaltig unter Nutzung von Windenergie erzeugen lassen.
Solche synthetischen Treibstoffe könnten dabei helfen, Solar- und Windenergie zu speichern und später zu nutzen. Auch sind solche Treibstoffe eine Option für Verkehrsmittel wie Flugzeuge, für die der Elektroantrieb, beispielsweise wegen des Batteriegewichts, keine sinnvolle Alternative darstellt.  Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, ob neben Wasser Kohlenstoffdioxid als Ausgangsstoff genutzt werden kann, um einen kohlenstoffneutralen Zyklus zu ermöglichen. In diesem Fall würde bei der Verbrennung der Treibstoffe nur das bei der Herstellung eingesetzte CO2 wieder frei werden und kein weiteres CO2 hinzukommen. Schlüsseltechnologien, die eine Treibstoffherstellung auf diesem Weg ermöglichen und auf ihre konkrete Anwendbarkeit auch im Großmaßstab hin untersucht werden müssen, sind die Wasser-Elektrolyse (zur Herstellung von Wasserstoff), die CO2-Aktivierung sowie die seit 1925 bekannte, am damaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohleforschung (heute Max-Planck-Institut) in Mülheim/Ruhr entwickelte, Fischer-Tropsch-Synthese.

Diverse Aspekte verbinden das Thema der Tagung mit dem norddeutschen Raum. Neben der Nutzung von Windenergie, die im On- und Offshore-Bereich intensiv ausgebaut wird, rückt mit dem Bereich Flugzeugbau (Airbus) auch das Thema Flugbenzin, das bei Verknappung von natürlichen Ressourcen künstlich hergestellt werden muss, in den Fokus. Da das Thema "Synthetische Treibstoffe aus regenerativen Quellen" im norddeutschen Raum noch nicht vernetzend beforscht wird, soll die Tagung auch Potentiale für einen Forschungsverbund ausloten.

Die Tagung widmet sich dem Thema auf interdisziplinäre Weise, was auch durch die Zusammensetzung der Organisationsgruppe deutlich wird: Vier Professoren der Universität Bremen, Dr. Marcus Bäumer (Chemie), Dr. Jens Falta (Physik), Dr.-Ing. Lutz Mädler (Verfahrenstechnik) und Dr.-Ing. Jorg Thöming (Nachhaltige Technologien, Umweltforschung) haben die Veranstaltung gemeinsam vorbereitet. Unter anderem freuen sich die Veranstalter auf den Vortrag von Prof. Dr. Ferdi Schüth aus Mülheim/Ruhr; Prof. Schüth forscht als Chemiker seit langem zu energierelevanten Themen und hat für die deutschen Wissenschaftsorganisationen im Jahr 2007 ein gemeinsames Positionspapier "Energieversorgung der Zukunft – der Beitrag der Chemie" koordiniert.

Die Veranstaltung wird durch die Universität Bremen und das Hanse-Wissenschaftskolleg finanziert, die Tagungssprache ist Englisch.

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