In der öffentlichen Vortragsreihe 2012 des HWK - "Zukunftswerkstatt Deutschland. Die Energiewende"“ beleuchten die Referenten sehr unterschiedliche Aspekte und Fragestellungen. Aus aktuellem Anlass hat das HWK jetzt einen zusätzlichen Vortrag in die Reihe aufgenommen. Prof. Dr. Roland Menges spricht am 3. Juli über den Trend zur Rekommunalisierung in der Energiewirtschaft.
Eine von dem Referenten mit verfasste Studie zeigt, dass gegenwärtig eine Vielzahl von Konzessionsverträgen für örtliche Strom- und Energienetze ausläuft (2000 Strom- und 600 Gasnetze sind allein 2011 – 2012 betroffen) und sich damit den Kommunen die Chance bietet, über eine Erneuerung der Konzession oder eben die Rückführung der Netze in eigene Regie (Rekommunalisierung) nachzudenken, so auch für Delmenhorst, wo die derzeitige Konzession für das Stromnetz Mitte 2014 ausläuft.
Rekommunalisierung wird in Energiewirtschaft und Politik zunehmend kontrovers diskutiert. Immer mehr Kommunen prüfen derzeit, die Strom- und Gasversorgung wieder in die eigene Hand zu nehmen. Neben wirtschaftlichen bzw. finanziellen Überlegungen spielen dabei, je nach Interessenlage und politischer Überzeugung, auch umweltpolitische und grundsätzliche energiewirtschaftliche Vorstellungen eine Rolle. Ist die Rekommunalisierung tatsächlich eher eine Chance für Kommunen (beispielsweise Partizipation an Gewinnen vor Ort, Wahrung des kommunalen Einflusses) oder überwiegen Probleme und Risiken wie möglicherweise langwierige kommunale Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse und langfristige Bindung erheblicher Geldmittel, die den Erfolg gefährden und die Kommune in ihrer Handlungsfähigkeit einschränken könnten?
Vor- und Nachteile der Rekommunalisierung müssen einzelfallabhängig abgewogen werden, es gibt kein "Patentrezept".
Ob und in welchem Umfang eine Kommune im Bereich der Energieversorgung selbst wirtschaftlich tätig werden sollte, hängt von einer Vielzahl lokaler ökonomischer Faktoren ab, zu denen die Präferenzen der Bürger und die politischen Ziele und Ressourcen der kommunalen Entscheidungsträger gehören.
Der Referent wird in seinem Vortrag die möglichen Vorteile, aber auch Risiken der Rekommunalisierung in der Energiewirtschaft vorstellen und darstellen, dass nicht nur rein kommunalpolitische Überlegungen, sondern auch unternehmerisches Denken und betriebswirtschaftliche Kriterien bei diesem Thema eine Rolle spielen sollten.
Das Hanse-Wissenschaftskolleg veranstaltet diesen Vortrag in Kooperation mit der Stadt Delmenhorst.
Dr. Roland Menges
ist seit Juli 2010 Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre am Institut für
Wirtschaftswissenschaft an der Technischen Universität Clausthal. In seiner Forschung konzentriert er sich auf energie- und umweltökonomische Fragen. Roland Menges hat u.a. mögliche Designs von CO2-Zertifikatsmärkten oder auch die Bereitschaft von Verbrauchern untersucht, ggfs. mehr Geld für Strom aus erneuerbaren Quellen zu zahlen. Rekommunalisierungsfragen gehören ebenso zu seinen Forschungsthemen.
Ausgewählte jüngste Publikationen:
• Staat versus Markt: Konsumentenpräferenzen und die Förderung erneuerbarer Energien, Zeitschrift für Energiewirtschaft, Jg. 32 (2008), S. 262-270 (gem. mit Stefan Traub)
• An Experimental Study on the Gap between Willingness to Pay and Willingness to Donate for Green Electricity, Finanzarchiv, Vol. 65 (2009), 335-357 (gem. mit Stefan Traub)
• Rekommunalisierung versus Neukonzessionierung in der Energiewirtschaft, erscheint in: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Vol. 36 (2012), (gem. mit Joachim Müller-Kirchenbauer)
• Sozialpolitik im Klimawandel, erscheint in: Zeitschrift für Sozialreform (ZSR, 2012), (gem. mit Stefan Traub)