"Zeit” Symposium: "Time and Conscious Brain”

Ein Rückblick

Die Teilnehmer des Symposiums "Time and the Conscious Brain

Zeit ist unmittelbar verwoben mit unserer Existenz und unserem subjektiven Erleben. Wie aber sehen die Mechanismen aus, die bei der Wahrnehmung und Verarbeitung zeitlicher Informationen im Gehirn ablaufen? Kann ein Einblick in diese Abläufe Aufschlüsse über das Phänomen des Bewusstseins liefern?
Diesen Fragen gingen knapp 60 Wissenschaftler auf dem Symposium "Time and the Conscious Brain" nach, das vom 31. Oktober bis zum 2. November am Hanse-Wissenschaftskolleg stattfand.

Eine illustre Runde von psychologischen Verhaltensforschern, Philosophen, Experten in bildgebenden und physiologischen Methoden und Chronobiologen beleuchtete den Zusammenhang zwischen Hirnfunktionen, Zeitwahrnehmung und Bewusstsein aus verschiedenen Perspektiven. Unter anderem konnte mit Michel Treisman (University of Oxford) einer der Wegbereiter der modernen Zeitforschung als Moderator einer Sitzung über dynamische Hirnprozesse gewonnen werden. Mit A.D. (Bud) Craig war ein namhafter Physiologe vertreten, der über Befunde zur Beteiligung der Insula im temporalen Kortex an Prozessen der zeitlichen Wahrnehmung berichtete. Neben Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung sollten auch praktische Bezüge zur Zeitwahrnehmung und zeitlicher Verarbeitung hergestellt werden. So wurden beispielsweise Veränderungen der Zeitverarbeitung über das Lebensalter oder im Rahmen von verschiedenen Krankheitsprozessen diskutiert, beispielsweise Dyslexie, Autismus und partieller Blindheit nach Hirnschädigungen. Prof. Till Roenneberg (Ludwig-Maximilian Universität München) stellte in seiner Keynote Lecture die Auswirkungen des "sozialen Jetlags" und der Abkopplung von natürlichen Zeitgebern auf gesellschaftliche und gesundheitliche Prozesse dar.

Das interdisziplinär ausgerichtete Symposium war die erste Veranstaltung, die im Rahmen des neuen Wissenschaftsprogramms "Hirnwelten" im Bereich der Neuro- und Kognitionswissenschaften am HWK initiiert und ausgerichtet wurde. Die Tagung wurde von Dr. Dorothe Poggel (HWK) und PD Dr. Marc Wittmann (IGPP Freiburg) organisiert. Die Vorträge fanden innerhalb von fünf Themenblöcken statt: "Interindividuelle Unterschiede der Zeitwahrnehmung", "Hirndynamik und Zeitwahrnehmung", "Psychophysische Untersuchungen", "Philosophische Aspekte des "Present Now" und "Plastizität zeitlicher Verarbeitung" Das Experiment, durch kurze Impulsvorträge und lange Diskussionsblöcke einen intensiven Austausch herzustellen, führte dank der regen Beteiligung der Teilnehmer zu sehr guten Ergebnissen. Mit einer Postersitzung wurde darüber hinaus Nachwuchswissenschaftlern Gelegenheit zur Präsentation ihrer Erkenntnisse vor einem renommierten internationalen Fachpublikum gegeben und damit auch die Bildung neuer Netzwerke ermöglicht. Sowohl erfahrene Zeitforscher als auch Studierende am Anfang ihrer Laufbahn berichteten übereinstimmend, dass die Tagung sehr anregend gewesen sei und völlig neue Impulse für Experimente und Modellbildungen gegeben hätte.

Die Veranstalter zeigten sich befriedigt über neu entstandene Kooperationen, die gegenseitige Befruchtung der eher theoretischen und praktischen Disziplinen und ein verbessertes Verständnis und engere Zusammenarbeit zwischen Grundlagen- und Anwendungswissenschaften im Bereich der Zeitforschung.

Das Symposium wurde durch großzügige Unterstützung seitens der EU-Forschungsinitiative TIMELY/COST und des MWK Niedersachsen ermöglicht.

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