Öffentlicher Vortrag im Hanse-Wissenschaftskolleg

Können wir den Alterungsprozess aufhalten?

Prof. DDr. Johannes Huber (Wien)

Montag, 13. September 2010, 20:00 Uhr
Hanse-Wissenschaftskolleg
Lehmkuhlenbusch 4
27753 Delmenhorst


Im Jahr 2150 soll es Menschen geben, die 150 Jahre alt werden, so lautete die Wette von zwei amerikanischen Alternsforschern vor einigen Jahren. Stammzellenforschung, Gentechnik und vieles mehr würden den Alterungsprozess beim Menschen weiter reduzieren.
Die rasanten Entwicklungen vor allem in der Medizin und der Genforschung lassen diese ungewöhnliche Wette durchaus nicht mehr so utopisch klingen, auch wenn beide Wettpartner voraussichtlich nicht mehr erleben, wer die Wette gewonnen hat.
Tatsächlich haben Forscher die ersten Alternsgene – wenn auch nur bei Fadenwurm und Fruchtfliege – entdeckt und sind dabei, durch Genmanipulation das Leben dieser Kleinstlebewesen zu verlängern.

Prof. Johannes Huber von der Universitätsfrauenklinik in Wien wird in seinem öffentlichen Vortrag diesen ehrgeizigen Forschungen ein abgemildertes Szenario entgegensetzen: "Die alterspräventive Strategie in der Medizin strebt nicht die Verlängerung des Lebens mit allen Mitteln an, sondern bemüht sich, die zweite Lebenshälfte ähnlich fit und attraktiv zu gestalten wie die erste, ohne zahlreiche Bypass-Operationen, ohne Osteoporose und auch mit hoher geistiger Vigilanz".
Um diesen Zustand körperlicher und geistiger Fitness in der zweiten Lebenshälfte zu erreichen, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, lautet das Credo Prof. Hubers. So kann man beispielsweise im Bereich der Vorsorgeuntersuchungen den Risikofaktor für Altersblindheit (Komplement-Faktor H) inzwischen identifizieren und entsprechend präventiv strategisch behandeln. Ähnliches gilt für Risikokonstellationen für Alzheimer (Apo E 4). Im präsymptomatischen Zustand ist eine diesbezügliche präventive Medizin effektiver, als wenn bereits Beschwerden aufgetreten sind.
Der Königsweg in der Altersprävention ist jedoch für den Mediziner die Senkung des Insulin-Signal-Transduktionsweges und damit die Erhöhung der Proteasenaktivität – mit anderen Worten, der effektivste Weg, den Alterungsprozess zu verlangsamen, ist die Einhaltung einer 14-Stunden-Regel: Zwischen zwei Mahlzeiten sollte eine Pause von 14 Stunden liegen.

zurück