Neue Visionen für stabile Gemeinschaften in Krisenzeiten - die interdisziplinär und international besetzte Study Group "Poetry and Personhood in Modern Europe" beschäftigte sich von 2012 bis 2017 am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) mit diesem Thema vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit Stefan Georges 1914 veröffentlichtem Gedichtband "Der Stern des Bundes".
In einer öffentlichen Podiumsgespräch am 06. November um 19.00 Uhr wird das Buch "Krise und Gemeinschaft", das Arbeitsergebnis dieser Auseinandersetzung mit Georges Werk, von Mitgliedern der Study Group vorgestellt.
Im Mittelpunkt der Arbeit stand der Gedichtband "Der Stern des Bundes" von Stefan George.
Stefan Georges Gedichtband Der Stern des Bundes ist eines der provokativsten und ungewöhnlichsten Werke in deutscher Sprache. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs entfaltet George hier soziale, religiöse, poetologische, persönliche, philosophische und sogar wirtschaftliche Fragen. Der Stern des Bundes galt als Voraussage kommender Katastrophen, als Warnung, als Anregung zu friedlicher und intimer Gemeinschaftsbildung im Angesicht großer Krisen und als Bekräftigung eines hoffnungsvollen Blicks auf eine gemeinsam erfahrene Welt.
In dem jetzt vorliegenden Buch sind die Arbeitsergebnisse der Forschungsgruppe versammelt: "Kritik am Kapitalismus, die Suche nach dauerhaften Freundschaften, der Wille zur gesellschaftlichen Veränderung – all das beschäftigte George vor hundert Jahren und wurde auch in unserer Gruppe heftig debattiert. Viele heutige Debatten können von der Beschäftigung mit Georges Werk profitieren", erläutert der Kulturwissenschaftler und Leiter der Gruppe, Dr. Christophe Fricker.
Unter dem Titel "Krise und Gemeinschaft" hat die Forschergruppe ein Buch mit knapp fünfzig Aufsätzen vorgelegt. Es enthält Beiträge zu zentralen Themen des "Sterns des Bundes", von Natur bis Religion, außerdem kurze Texte zu wichtigen Stichworten sowie Interpretationen einzelner Gedichte. "Diese Vielfalt war uns wichtig", so Fricker, "denn der ‚Stern des Bundes‘ ist ein komplexes Werk, und wir wollten es nicht durch eine einzelne Methode in eine einzelne Deutung zwängen."
Neben Fricker werden Professor Bertram Schefold, einer der führenden deutschen Nationalökonomen und langjähriger Vorsitzender der Stefan-George-Gesellschaft sowie Felix Prautzsch, Leiter einer Jugendorganisation in der Tradition Georges, einzelne Aspekte der gemeinsamen Arbeit vorstellen, die sich in dem Buch wiederfinden.
Der Study Group gehörten außerdem unter anderem der Philosoph und Heidegger-Herausgeber Peter Trawny (Wuppertal), die Germanisten Ray Ockenden (Oxford) und Bruno Pieger (Kleines Wiesental) und der Historiker Wolfgang Christian Schneider (Bernkastel-Kues) an.
Mit dem Instrument der Study Groups wurde 2011 am HWK die Möglichkeit geschaffen, aktuelle und ehemalige Fellows, aber auch interessierte Wissenschaftler in Deutschland und der Welt zu vernetzen und in einem längerfristigen, strukturierten Arbeitszusammenhang zusammen zu bringen. Die Study Groups stehen damit als flexibles Instrument für die Förderung von Themenschwerpunkten am HWK zur Verfügung. Kriterien für die Förderung sind neben der Exzellenz auch die Neuheit/der Risikogehalt der Forschung.