Kursbuch Küste – Bereit für die Zukunft?

Ergebnisse des 1. Workshops zum Buchprojekt "Kursbuch Küste" am 29. und 30. August 2013 im HWK

Das Eidersperrwerk. Mit steigendem Meeresspiegel wird der Abfluss von Regenwasser und die Abwehr von Sturmfluten an der Nordseeküste immer aufwändiger. Wie lange ist beides noch bezahlbar?

"Kursbuch Küste"“ so heißt das von der Bremer Landesbank und dem Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) geförderte Projekt, in dem Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Nordseeküste entwickelt werden. Am Ende des Projektes soll ein herausforderndes und lebendiges "Lesebuch" stehen. Wissenschaftlicher Koordinator des Projekts ist Prof. Dr. Karsten Reise, der ehemalige Leiter der Wattenmeerstation Sylt des Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

Am 29. und 30. August 2013 haben sich Experten aus den unterschiedlichsten Einrichtungen wie Universitäten, Behörden und Umweltverbänden im HWK getroffen, um Trends und Visionen für die Küstenregion und damit konkret ein Kapitel des Buches zu diskutieren.

  • Wie hoch wird der Meeresspiegelanstieg an der Nordseeküste sein?
  • Reicht es, die Deiche zu erhöhen?
  • Sollen Überflutungen bewusst in Kauf genommen werden?
  • Kann die Küste krisensicherer gestaltet werden?
  • Welche Folgen hat das für den ökonomisch wichtigen Tourismus und wie sind die Häfen und die Metropolregion betroffen?

Mit diesen und anderen Fragen haben sich die Fachleute an zwei Tagen intensiv auseinandergesetzt.

Schon die tabulose öffentliche Diskussion verschiedener Möglichkeiten des Umgangs mit dem Klimawandel und dem daraus resultierenden Meeresspiegelanstieg sei schwierig, so Dr. Bernd Scherer vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. Man müsse aber davon ausgehen, dass spätestens im nächsten Jahrhundert der Meeresspiegelanstieg alleine mit höheren Deichen nicht mehr zu bewältigen sein wird, so auch Prof. Dr. Franciscus Colijn vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Reise betont, dass wir heute schon einen Kurs einschlagen sollten, der kommenden Generationen nichts verbaut, sondern ihnen die notwendigen Anpassungen erleichtern kann.  

Einig war sich die Runde, dass der Tourismus wirtschaftlich für die Küstenregion weiterhin von zentraler Bedeutung sein wird. Uwe Garrels, der Bürgermeister von Langeoog, geht davon aus, dass der Tourismus an der Nordseeküste noch zunehmen wird, weil sich der Wind und das Meer dämpfend auf die Klimaveränderungen auswirken, während in südlichen Gefilden Hitze und politische Krisen den Menschen immer mehr zu schaffen machen.

Die Häfen und die Metropolregion werden zu den Gewinnerregionen des Klimawandels gehören, so Olaf Orb von der Handelskammer Bremen. Allerdings müsse in Zukunft das Verhältnis der Standorte weniger von Konkurrenz als von Kooperation und Arbeitsteilung geprägt sein, was z.B. auch weitere Flussvertiefungen überflüssig mache, führten Dr. Bastian Schuchardt vom Gutachterbüro BioConsult und Manfred Vollmer vom Waddensea Forum aus. Prof. Karsten Reise brachte sogar die Möglichkeit eines zentralen Offshore-Schwimmhafens ins Gespräch. Dort würde das Transportgut von den großen auf kleine Schiffe umgeladen, was für die Küstenregion ökologisch verträglicher sei. Wir stehen heute vor einer großen Küstentransformation, vergleichbar der Einführung erster Deiche vor rund tausend Jahren.

Die Organisatoren des ambitionierten Buchprojektes waren durch die offenen und engagiert geführten Diskussionen mit dem Verlauf der Tagung sehr zufrieden. Die Ergebnisse seien eine hervorragende Basis für ein zentrales Kapitel des Buches. "Dieses Vorhaben bietet konkrete Chancen und direkten Nutzen für den Nordwesten und seiner Küste im Kontext des Klimawandels", sagt Marco Behn, Leiter des Bereiches Kommunikation und Marketing bei der Bremer Landesbank. "Ich bin davon überzeugt, dass es nicht zuletzt aufgrund der renommierten Autoren entsprechende Beachtung erfahren wird."

Weitere Workshops und Round-Table-Gespräche werden auch die nächsten Kapitel des Buches begleiten.

 

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