Das Hanse-Wissenschaftskolleg startet seine öffentliche Vortragsreihe "Wachstum und Lebensqualität – Perspektiven eines gesellschaftlichen Wandels" mit dem Vortrag des renommierten Experten Prof. Dr. Meinhard Miegel. Sein Thema in diesem Kontext lautet: "Exit–Wohlstand ohne Wachstum".
Während vieler Generationen bildeten Wirtschaftswachstum, die Mehrung materiellen Wohlstands und die Steigerung von Lebensqualität einen harmonischen Dreiklang. Doch diesen Dreiklang gibt es nicht mehr. Das Wirtschaftswachstum mehrt nicht länger den materiellen Wohlstand und dieser spielt - zumindest in den entwickelten Ländern - eine abnehmende Rolle für die Lebensqualität der Menschen. Diese wird zunehmend aus anderen Quellen gespeist. Hierzu gehört eine verlässliche Verankerung in einer Gemeinschaft, gesellschaftliche Wertschätzung jenseits von Einkommen und Besitz, Freunde, Freude an der Natur und den Künsten, Engagement für andere und nicht zuletzt Verantwortung für sich selbst. Lebensqualität und mehr noch Lebensglück gründen sich also künftig zunehmend auf Immaterielles, was zugleich bedeutet, dass der Mensch aus seinem derzeit verengten Dasein als Produzent und Konsument heraustreten kann.
In der öffentlichen Vortragsreihe des HWK werden sich weitere ausgewiesene Referenten kritisch mit der Thematik auseinandersetzen, existierende Produktions- und Konsummodelle hinterfragen beziehungsweise auch begründen und Möglichkeiten wirtschaftlicher Neuausrichtungen aufzeigen.
Weitere Referenten sind in der Folge:
Prof. Dr. Stefan Traub (Bremen) mit dem Thema "Wirtschaftswachstum, Wohlstand und Glück: Ein Faktencheck", Petra Pinzler (Berlin): "Immer mehr ist nicht genug. Vom Wachstumswahn zum Bruttosozialglück"; Prof. Dr. Mathias Binswanger (Olten, Schweiz): "Tretmühlen des Glücks", Dr. Hermann Ott (Berlin): "Krisen und Herausforderungen des bisherigen Wachstumsmodells" und schließlich apl. Prof. Dr. Nico Paech (Oldenburg): "Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie".
Prof. Dr. Meinhard Miegel
wurde 1939 in Wien geboren. Nach einem Studium der Philosophie, Soziologie sowie Rechtswissenschaften in Washington D.C., Frankfurt/Main und Freiburg sowie seiner Promotion zum Dr. jur. legte er 1969 sein 2. juristisches Staatsexamen in Frankfurt/Main ab. In den 70er Jahren war Prof. Miegel Syndikusanwalt und Assistent der zentralen Geschäftsführung der Firma Henkel & Cie., Düsseldorf und Mitarbeiter des Generalsekretärs der CDU, Prof. Dr. Kurt H. Biedenkopf. Ab 1975 war er Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Hauptabteilung Politik, Information und Dokumentation der Bundesgeschäftsstelle der CDU in Bonn.
Von 1977-2008 war Meinhard Miegel wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn e.V. (IWG BONN) und seit 2007 ist er Vorsitzender des Vorstands des Denkwerks Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung.
Zahlreiche Mitgliedschaften zeichnen den bekannten Experten aus, u.a. ist er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste und seit 2011 Mitglied der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Deutschen Bundestages, Berlin
Preise
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ausgewählte Veröffentlichungen
• Welches Wachstum und welchen Wohlstand wollen wir? in: Aus Politik und Zeitgeschichte "Wohlstand ohne Wachstum?", 27-28/2012, Bonn, Juli 2012
• Für einen Bewusstseinswandel. Von der Konsum- zur Wohlstandskultur, Memorandum des Denkwerks Zukunft, Bonn, August 2011, 76 S. (mit Stefanie Wahl/Martin Schulte)
• Exit - Wohlstand ohne Wachstum, Propyläen Verlag, Berlin 2010, 304 S.
• Muss sich die Gesellschaft auf stagnierenden bzw. sinkenden materiellen Wohlstand einstellen, Präsentation des Denkwerks Zukunft, Februar 2009, 14 S. (mit Stefanie Wahl/Martin Schulte)
• Von Verlierern und Gewinnern - Die Einkommensentwicklung ausgewählter Bevölkerungsgruppen in Deutschland, Bonn 2008, 75 S. (mit Stefanie Wahl/Martin Schulte)
• Der programmierte Stillstand. Das widersprüchliche Verhältnis der Deutschen zu Wirtschaftswachstum und materieller Wohlstandsmehrung, Olzog Verlag, München 2008, 128 S. (mit Thomas Petersen)
• Wirtschafts- und arbeitskulturelle Unterschiede in Deutschland. Zur Wirkung außerökonomischer Faktoren auf die Beschäftigung, Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 1991, 150 S.