Kontrolle ist gut. Vertrauen ist viel besser! Anmerkungen zum Vertrauensphänomen aus psychologischer Perspektive

Achtung! Geänderter Termin: Dienstag, 15. März 2011, 20:00 Uhr

Ort: Hanse-Wissenschaftskolleg, Lehmkuhlenbusch 4

27753 Delmenhorst

 

... the concept is somewhat similar to Mark Twain's notion of the weather: Everybody knows about it, but few people have studied it."

"Vertrauen ist ein lebenswichtiger Mechanismus. Es wäre unmöglich zu existieren, ohne zu vertrauen, ohne Vertrauen funktioniert unsere Gesellschaft nicht", sagt der Vertrauensforscher Prof. Dr. Martin Schweer.

Doch vor dem Hintergrund des Bankenskandals, der Wirtschaftskrise, der immer neu auftauchenden Bespitzelungs- und Abhöraffairen und einer Arbeitswelt, wo sich jeder selbst der Nächste ist, um seinen Arbeitsplatz zu sichern, in einer Gesellschaft, in der es nur noch auf Effizienz ankommt, fällt es vielen Menschen immer schwerer, Vertrauen in Menschen, Einrichtungen oder gar Systeme zu setzen.

Und doch ist es unstrittig, dass Vertrauen eine notwendige Bedingung des sozialen Miteinanders darstellt, sei es nun in engen Beziehungen wie Familie und Partnerschaft, in Arbeitszusammenhängen oder in sozialen Bereichen wie beispielsweise dem Gesundheitswesen, der Medienberichterstattung oder der Politik. Das jüngste Beispiel aus der Politik scheint diese Gewissheit allerdings wieder in Frage zu stellen. Hat das Vertrauensklima in der Bundesrepublik durch die Plagiatsvorwürfe gegen den ehemaligen Verteidigungsminister zu Guttenberg weiter Schaden genommen oder kann im Gegenteil durch diese Affaire eine Neubesinnung auf die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft erreicht werden?

Wie aber entwickelt sich Vertrauen? Wann fängt Vertrauen an? Warum tun sich einige Menschen leicht, andere hingegen sehr schwer damit, Vertrauen zu schenken? Wem schenke ich Vertrauen? Wann kommt es zu "blindem Vertrauen" einerseits bzw. zum Misstrauen andererseits? Mit welchen Auswirkungen ist Vertrauen tatsächlich verbunden? Und schließlich: Was können wir für ein vertrauensvolles Klima innerhalb unserer Gesellschaft aktiv beitragen?

In seinem öffentlichen Vortrag  verspricht Prof. Dr. Martin Schweer Antworten auf diese Fragen vor dem Hintergrund vorliegender wissenschaftlicher Befunde anhand  konkreter Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen.

Prof. Dr. Martin K.W. Schweer studierte  Psychologie, Pädagogik und Soziologie an der Ruhr-Universität Bochum , dort promovierte er 1990 zum Thema "Bewältigungsstrategien in problematischen Interaktionssituationen" und 1995 habilitierte er sich, ebenfalls an der Uni in Bochum, mit der Habilitationsschrift: "Bedingungsvariablen des Interaktionsverhaltens im pädagogischen Feld. Interpersonale Wahrnehmung, Vertrauensentwicklung und das Verhalten von Lehrenden und Lernenden".
Seit 1998 ist Prof. Schweer Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogische Psychologie an der Universi­tät Vechta und Leiter des dortigen Zentrums für Vertrauensforschung (ZfV).
Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunktesind : zwischenmenschliches und systemisches Vertrauen, soziale Wahrnehmung und interpersonales Verhalten sowie Personal- und Organisationsentwicklung in Schule, Wirtschaft und Verwaltung.
Jüngste Publikationen:
Schweer, M. (2008). Vertrauen und soziales Handeln - Eine differentialpsychologische Perspektive. In E. Jammal (Hrsg.), Vertrauen im interkulturellen Kontext (S. 13-26). Wiesbaden: VS.
Schweer, M. (2010). Vertrauen - A State of the Art. Frankfurt am Main: Peter Lang.

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