Academic Event

Neuester Sprachpurismus: Über politisch korrekte Sprache

12. May 2025

Dr. Myron Hurna, Universität Freiburg

Politisch korrekte Sprache möchte ein neues Sprachbewusstsein und einen neuen Sprachgebrauch etablieren, um die sozialen Beziehungen harmonischer zu gestalten. Politische Korrektheit ist dabei teils bereits zu einem Lebensstil geworden. Politisch korrektes Sprechen ist einmal die Vermeidung von negativen Ausdrücken. Hinzu kommt aber auch die häufige Verwendung von positivem und bürokratischem Vokabular oder Stilmitteln, um Wörter auffällig zu gestalten. Was einst als legitimes moralisches Anliegen begann, verändert immer mehr das Sprachleben.

Der Vortrag nimmt die Perspektive eines durchschnittlichen Sprechers ein, der sich mit den vielen neuen Ansprüchen an sein Sprechen auseinandersetzen muss. Die Betrachtung wird neben dem typischen Merkmal politisch korrekter Sprache, nämlich Zensur und Wortverbesserungen, auch das positive Vokabular und viele weitere Aspekte der korrekten Sprache beleuchten: Warum wird das altbekannte Recycling zum hippen Upcycling? Warum soll es Russlandkrieg statt Ukrainekrieg heißen? Welche alten Sprechkonventionen werden außer Kraft gesetzt, welche neuen etabliert? Wieso heißt es am besten nicht problemorientiert, sondern lösungsorientiert? Warum geht positives Vokabular gut mit behördlichen Formulierungen zusammen?

Der Vortrag setzt sich auch mit den Thesen der Vertreter des politisch korrekten Sprechens auseinander, etwa mit der Behauptung, dass man mit Sprache Macht ausüben kann oder dass Sprache unser Denken beeinflusst. Am Ende werden auch Tipps gegeben, wie man bewusster und besser spricht, ohne politisch korrekt zu sprechen.

Duration
12. May 2025 | 19:30 Uhr
Language
German
Location
Hanse-Wissenschaftskolleg
Lehmkuhlenbusch 4
27753 Delmenhorst
Hörsaal u. ONLINE auf https://hanse-ias.de/digital
Accessibility
Full accessibility
Organizers
Bijan Kafi, Hanse-Wissenschaftskolleg
Event type
Öffentlicher Vortrag

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Der Redner

Myron Hurna wurde 1978 geboren, studierte an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität Philosophie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte und schloss das Studium mit einem Magister Artium ab. 2006 Mitarbeit am Literaturprojekt Potyah76/Zug76, einer deutschlandweiten Lesetournee ukrainischer Autoren. Er promovierte 2014 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (bei Dieter Birnbacher) mit der Dissertation "Legitimität moralischer Normen". Verschiedene Tätigkeiten als Lehrkraft an Sprachschulen und als Privatlehrer. Mehrere Reisen ins Ausland, insbesondere Südostasien. Schriften hauptsächlich zu philosophischen und linguistischen Themen. 2025 wird sein aktuelles Buch "Worte, Reihen, Phrasen, Gruppen. Wie Stilistik unsere Sprache bestimmt" erscheinen.